Montag, 10. Juni 2013

1. Tag - Anreisetag

Nach den letzten Vorbereitungen und Einkäufen am Vormittag haben wir es dann doch geschafft, uns am Samstag, den 25. Mai um ca. 14.00 Uhr zu treffen, um unsere erste Wanderwoche in Slovenien zu beginnen. Auf der Fahrt trafen wir voller Vorfreude noch die letzten Vorbereitungen und entschlossen uns kurzfristig, im Planica-Tal bei Ratece anstatt im Vrata-Tal loszuwandern (wegen der langen Strecke zur Ticarjev-dom am Vrsic-Pass, die wir an diesem Tag noch erreichen mussten, weil sonst keine Hütte in diesem Gebiet geöffnet hatte, aber auch wegen der "großen" Höhen von 2300 Meter, die überwunden werden mussten. Ende Mai normalerweise kein Problem, doch schon auf der Fahrt sah man, dass die Schneegrenze schon bei ca. 1200 Metern lag und damit diese Höhen nur sehr mühsam, wenn überhaupt, zu Fuß erreicht werden konnten).










Um 17.30 Uhr trafen wir dann endlich bei den Planica Sprungschanzen (ca. 900m) bei bewölktem Wetter an. Kurz darauf ging es dann los hinein ins Planica-Tal immer wieder mit tollen Blicken auf die steilen Felswände, Höhlen und Wasserfälle auf allen Seiten. Außerdem sind uns schon auf dem Weg zur Dom v Tamarju an der Grenze des Triglav-Nationalparks, die wir nach ungefähr einer Dreiviertelstunde erreicht haben, die außergewöhnlich vielfarbigen Kalksteine auf dem Weg aufgefallen. Das liegt daran, dass sich im Trias hier in dem flachen tropischen Tethysmeer die Kalkgesteine bei sehr unterschiedlichen Bedingungen ablagerten, sodass die heutigen Gesteine hier sehr unterschiedliche Farben und Eigenschaften haben. Die großen Massive bestehen jedoch fast einheitlich aus dem besonders harten und standhaften Dachsteinkalk, während andere Gesteine mittlerweile stark verwittert sind.

Aber auch die Flora hier ist sehr artenreich wie man an den zahlreichen kleineren und größeren Blumen sehen kann, die trotz des Schnees in den niedrigeren Lagen in voller Blüte stehen, aber auch an den Laubbäumen, den Lärchen, den Latschenkiefern und vielen weiteren Sträuchern und Büschen sehen kann, die wir leider nicht alle namentlich aufzählen können. Typisch südalpin, an einigen Stellen soll es sogar Pflanzen geben, die - nur hier - die letzte Eiszeit überlebt haben, etwa in Felsspalten oder, weiter südlicher, auf von den Gletschern umflossenen wärmeren Hügeln wie dem Matajur.
 
Von der Dom v Tamarju ging es jetzt also weiter richtung Vrsic, laut Wegweiser zweieinhalb Stunden (es ist 18.30 Uhr). Der Weg führt weiter in den Bilderbuchtalschluss hinein, bevor er auf ca. 1200m Höhe nach links in eine steile Schlucht mit senkrechten Felswänden auf allen Seiten abzweigt. Sehr beeindruckend, aber hier müssen wir auch schon die Gamaschen anziehen, weil wir bereits 20cm in die frische Schneedecke einsinken und es stetig mehr wird! Zum Glück finden wir den Abzweig nach Norden auf ca. 1300m in einem lichten Bergwald, wo auch wieder weniger Schnee liegt. Von hier genießen wir tolle Ausblicke über die Planica und ihren wunderschönen Talschluss, der von beeindruckenden Felswänden beherrscht wird. Und über allem erhebt sich der Jalovec, allgemein bekannt als schönster Berg der Julischen Alpen.




Doch leider wird es schnell immer mehr Schnee, und bald gelangen wir in ca. 1500m Höhe, auf ein Geröllfeld mit riesigen Felsbrocken. Das macht es bei dem ohnehin schon tiefen Schnee, teilweise über einen Meter, noch mühsamer. Der Weg ist absolut nicht mehr erkennbar, außerdem entsteht zusätzlich zur Dämmerung eine Nebeldecke, in die wir bald hineingeraten. Mit dem Kompass versuchen wir ungefähr den Kurs zu halten, dann ziehen wir uns einen steilen, rutschigen Waldrücken hoch und finden uns nach mehreren Stunden großer Anstrengung zum Glück nur einige Meter oberhalb der 1815m hohen Sleme wieder, dem höchsten Übergang an diesem Tag.
 
 Auch wenn es mittlerweile 21.00 Uhr und fast dunkel ist und wir Stirn- und Taschelampe auspacken müssen, sind wir ein bisschen motiviert, zumal wir nach 10 Minuten Wegsuche einen Wegweiser richtung Vrsic (1h entfernt) finden. Doch die Motivation verfliegt bald wieder, als wir nur wenige Meter hinter dem Wegweiser nichts Wegähnliches finden und hier sogar noch mehr Schnee liegt. Mittlerweile ist es dunkel und es hat wieder begonnen zu schneien, und wo wir auch nach dem Weg suchen, finden wir uns stets an steilen Abhängen oder sogar Felswänden wieder. Nach einer Stunde orientierungslosen Herumstapfens laufen wir entlang unserer Spuren wieder zurück zur Sleme, an der sich Andreas glücklicherweise einen großen Felsblock mit einer geschützten Unterhöhlung gemerkt hat. Jetzt sind wir froh, dass wir zuhause die Biwaksäcke eingepackt haben, ziehen uns so viel wie möglich über und legen uns unter dem Felsen um ca. 22.30 Uhr an einer trockenen Stelle schlafen legen.
Zugegeben, man konnte während dem pausenlosen Zittern nur dösen (obwohl es uns noch nicht einmal so kalt war, wie man erwarten könnte), aber es war trotzdem eine gute Erholung, und man war natürlich sehr naturnah: Während man nur ein eingeengtes Blickfeld in den Wald hatte, hörte man das Rauschen des Windes, aber auch Geräusche, von denen wir lieber nicht so geau wissen wollten, woher sie kamen, vor allem, als wir am nächsten Tag Genaueres über die hiesige Tierwelt erfahren...
Mit den Rucksäcken als Kissen erholten wir uns so, bis wir um 5.15 Uhr morgens beschlossen, aufzustehen, um bei gutem Wetter zum Frühstück an der Hütte zu sein. Gemütlich packten wir unsere Sachen und machten uns eine halbe Stunde später auf den Weg zur gut sichtbaren Vratica, durch die schneegefüllte Senke unterhalb der beeindruckenden Mojstrovka-Nordwand, mit tollen Ausblicken auf die nördlichsten Gruppen der Julischen Alpen und, weiter entfernt, die niederen Tauern und vielleicht sogar den Dachstein...

 



Nach eineinhalb Stunden regelmäßigen Stapfens gelangten wir endlich zur Vratica, bei genügend Zeit und gutem Wetter kann auch der wahrscheinlich 2 Meter tiefe Schnee spaßmachen. Von der windgepeitschten Vratica (1806m) steigen wir schließlich zum Vrsic-Pass ab und erreichen um 7.50 Uhr voller Vorfreude auf ein gutes Frühstück die Ticarjev dom auf 1630 Metern Höhe.
 


1 Kommentar:

  1. Mensch das war ja ein abenteuerlicher Start!! Alle Achtung für Eure Tapferkeit, Ausdauer und auch die Vernunft, den Notbiwak einzurichten!

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